Die privaten Invaliditätsversicherer haben 2019 erneut mehr Leistungen an ihre Kundinnen und Kunden ausgezahlt als im Jahr zuvor. 3,9 Milliarden Euro an Renten und anderen Leistungen erhielten die Versicherungsnehmer in Summe: Das sind 2,6 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr.
Das Thema Berufsunfähigkeit betrifft viele Menschen: Nach Branchenschätzungen muss jeder vierte Erwerbstätige vor Erreichen des Rentenalters seinen Job aufgeben. Das Ausmaß zeigen auch aktuelle Zahlen, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) diese Woche vorgestellt hat.
Demnach haben die Invaliditätsversicherer, die dauerhafte körperliche und psychische Beeinträchtigungen absichern, im Jahr 2019 rund 2,9 Milliarden Euro ausgezahlt. Das bedeutet einen neuen Rekord. Die Berufsunfähigkeits-Policen machen ein Gros dieser Zahlungen aus.
Auch die Leistungsverpflichtungen gegenüber den Kunden legten im Jahresvergleich zu: also die versicherte Summe aller Vertragspartner. Diese kletterte von 35,7 Milliarden auf 38,1 Milliarden Euro. Ein Grund hierfür ist auch, dass mehr Bürger mit einer solchen Versicherung für den Ernstfall vorsorgen: unter anderem, weil Medien und sogar der Verbraucherschutz neben den Versicherungsvermittlern über die Wichtigkeit dieser Absicherung aufklären.
Keine aktuellen Zahlen kann der Versichererverband hingegen für die wichtigsten Ursachen einer Berufsunfähigkeit vorlegen. Hier beziehen sich die Daten noch auf 2018. Trotzdem sei daran erinnert, dass psychische Krankheiten mittlerweile wichtigste Ursache für das Ausscheiden aus dem Beruf sind. Immerhin 29 Prozent aller neu bewilligten Leistungen resultierten in dem Jahr daraus. Da sind Erkrankungen des Bewegungsapparates, etwa Rücken- und Gelenkleiden, auf Rang zwei schon deutlich abgeschlagen. Auf sie entfielen 19 Prozent aller neu bewilligten Leistungen. Dritthäufigste Ursache sind Tumorerkrankungen mit 18 Prozent.
Trotz der hohen Zahl der (potentiell) Betroffenen ist die Berufsunfähigkeits-Absicherung in Deutschland noch immer eine Nische. Auf rund 45 Millionen Erwerbstätige kommen lediglich gut 17 Millionen Versicherungsverträge mit vollem oder teilweisem BU-Schutz, so geht aus GDV-Zahlen hervor.
Dabei ist das gesetzliche soziale Netz durchlässig, denn die Rentenversicherung leistet seit einer Gesetzreform nur noch bei Erwerbsminderung, nicht aber bei Berufsunfähigkeit. Das ist etwas anderes, denn auf Status und Einkommen des eigentlichen Berufs wird hierbei keine Rücksicht genommen. Wenn maximal drei Stunden täglich gearbeitet werden kann, egal in welchem Job, erhalten Betroffene im Schnitt „gerade einmal ca. 40 Prozent des Nettoeinkommens“, so geht aus Daten der Rentenversicherung hervor. Bei drei bis sechs Stunden Erwerbsfähigkeit sind es „sogar nur noch ca. 20 Prozent“. Hier gilt es, ausreichend mit privaten Optionen vorzusorgen.